Chronik der portugiesischen Ausbreitung auf Timor

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Verfasst von Davide Parassoni. Übersetzt von Dietrich Köster

18. August 1515: Landung von portugiesischen Händlern in Lifau auf der Insel Timor

26. Januar 1522: Landung der “Victoria” – eines der Schiffe der Flotte von Magellan – in Amabau

1563 beschreiben Garcia da Orta und 1578 Cristóvão da Costa Mena als den besten Hafen für den Sandelholzhandel auf Timor. Die anderen timorischen Häfen, die von den Händlern aufgesucht werden, sind Lifau, Cupão (1595), Bahao in der Bucht von Cupão und Díli. Bahao oder Babao wird bald als der einzige sichere Hafen genutzt.

Die Handelsniederlassungen waren bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts einfache Behausungen, wo sich die Händler für einige Monate niederließen und zwar für die Zeit, die für die Durchführung des Tauschhandels mit der örtlichen Bevölkerung und für das Warten auf den Wechsel der Jahreszeit nötig war.

Karte von Timor, die die erste Landung der Portugiesen und die Stelle, wo das Schiff "Victoria" der Magellan-Expedition eintraf, angibt

Karte von Timor, die die erste Landung der Portugiesen und die Stelle, wo das Schiff “Victoria” der Magellan-Expedition eintraf, angibt

1589-90: Bau einer Kirche in Mena durch den Dominikaner-Missionar Pater Belchior de Antas. Diese Mission wird nur sechs Monate bestehen und wird schrittweise aufgegeben. Es ist der erste Versuch mit einer Mission auf Timor Fuß zu fassen.

1595: Gründung einer portugiesischen Handelsniederlassung in Cupão

1613: Die portugiesischen Handelsposten von Cupão und Mena werden von den Niederländern der VOC unter dem Kommando von Apollonius Schotte besetzt. 1616 werden sie vorübergehend als Folge von Feindseligkeiten durch Einheimische und wegen fortgesetzter Moslem-Übergriffe auf die Insel aufgegeben, wenn auch nur für kurze Zeit. Sie schmälerten die Möglichkeiten der Niederländer sich dauerhaft in Cupão niederzulassen.

Karte der portugiesischen Handelsniederlassungen auf Timor zwischen dem Ende des 16. Jahrhunderts und der Mitte des 17. Jahrhunderts

Karte der portugiesischen Handelsniederlassungen auf Timor zwischen dem Ende des 16. Jahrhunderts und der Mitte des 17. Jahrhunderts

1642 bauen Pater António de São Jacinto und andere portugiesische Dominikaner – bestärkt durch erfolgreiche Verhandlungen in Mena und Cupão – im letztgenannten Ort ein einfaches Fort, das aus einem befestigten Haus besteht. 1647 beginnt der Bau eines richtigen Forts, das erst von den Niederländern zu Ende gebaut wird. Im selben Jahr Gründung des ersten portugiesischen Militär-Stützpunktes, der im besten Hafen der Insel Timor liegt. 1649 wird nach der Rückkehr von São Jacinto nach Goa der religiöse und und militärische Stützpunkt von Generalkapitän Francisco Carneiro Sequeira befehligt.

Karte der portugiesischen und niederländidschen Handelsniederlassungen auf Timor im Jahr 1613

Karte der portugiesischen und niederländidschen Handelsniederlassungen auf Timor im Jahr 1613

1644 planen die Niederländer einen Angriff auf Cupão, um diese wieder einzunehmen, ohne ihre Absicht zu verwirklichen. Aber im selben Jahr kehren sie mit einer Streitmacht von 300 Männern, darunter Niederländer und Söldner, ohne aber diesmal die portugiesischen Streitkräfte besiegen zu können.

1652 – Cupão wird schließlich von den Niederländern der VOC erobert. Das einfache Fort wird vervollständigt, mit Steinen verstärkt und in Fort Concordia umbenannt. Die Niederlassung Cupão wird in Kupang umbenannt. Der englische Kapitän William Dampier beschreibt in seinem Bericht über seine Reise in Indien, die ihn 1699 nach Timor führt, das Fort Concordia und seine Lage auf einer Felsspitze am Meer mit einem Fluß und einer Brücke, die den Zugang zum Fort darstellt, auf der Ostseite.

Karte der portugiesischen Handels- und Militär-Stützpunkte und der Missionsstationen der Dominikaner auf Timor um 1650

Karte der portugiesischen Handels- und Militär-Stützpunkte und der Missionsstationen der Dominikaner auf Timor um 1650

Ferner bestätigt er die Anwesenheit von ca. 50 Soldaten der VOC als Wache und das Vorhandensein von 50 oder 60 Häusern von Eingeborenen in der Nähe des Forts. Er beschreibt auch einen Garten, der von Steinmauern geschützt wird und 40 Yard östlich des Forts liegt. Darin werden Produkte, die dem Unterhalt der Fortbesatzung dienen, angebaut. Ferner gibt es eine kleine Kirche hinter den Festungsmauern.

Karte der portugiesischen und niederländischen Niederlassungen auf Timor um 1660 und der Mission der Jesuiten in Luca

Karte der portugiesischen und niederländischen Niederlassungen auf Timor um 1660 und der Mission der Jesuiten in Luca

1655 bricht der niederländische Hauptmann Ver Heyden mit 62 Niederländern und einer Eingeborenen-Truppe von Kupang auf und führt eine Spedition gen Amabi und Amakono. Ihm stellen sich die Portugiesen und ihre Verbündeten entgegen. Er wird festgehalten und zusammen mit Lokal-Fürsten von Solor von Gonçalvo Hornay, dem bedeutendsten der Topasse-Fürsten (portugiesische Mestizen) von Timor, erschlagen.

Am 27. Januar 1656 erzwingt der niederländische General Arnold de Vlamingh van Outshoorn die Landung von niederländischen und indischen Soldaten in der Bucht von Kupang bei einem Versuch den niederländischen Einfluß auf die angrenzenden Lokal-Königreiche auszudehnen. Nach dem Vorrücken auf Amarasi und dem Zusammenstoß mit den Portugiesen bei einem Verlust von 170 Europäern ist Vlamingh gezwungen sich nach Solor zurückzuziehen. Trotz dieser Niederlage bleibt Kupang in niederländischer Hand.

1658 zeichnet sich der Versuch der Jesuiten ab, Missionsstationen im Nordosten Timors in Luca und im Lokal-Königreich Motael einzurichten. Diesem Versuch wird von den Dominikanern ein Ende bereitet.

Am 06. August 1661 wird in Den Haag ein Vertrag zwischen den Niederlanden und Portugal besiegelt, der den beiden Streitparteien die Gebiete, die sie bis zu diesem Zeitpunkt auf Timor und Solor besetzt halten, zuweist.

1665 stiftet der Vizekönig von Goa António de Melo e Castro den Rang des Generalkapitäns von Timor, das von Simão Luís bekleidet wird.

1688 verstärken die Niederländer ihre Macht in den an Kupang angrenzenden Lokal-Königreichen.

Am 12. April 1692 stellt der Senat von Macau an die spanische Regierung von Manila die Forderung einer konkreteren Kolonisierung von Timor.

Karte der portugiesischen und niederländischen Niederlassungen auf Timor im 18. Jahrhundert

Karte der portugiesischen und niederländischen Niederlassungen auf Timor im 18. Jahrhundert

1695 ist António de Mesquita Pimentel der erste Gouverneur von Portugiesisch-Timor in Lifau. Er wird 1697 von den Topasse-Rebellen da Costa vertrieben. 1699 beschreibt William Dampier Lifau, indem er die Aufmerksamkeit auf das Vorhandensein von 40 oder 50 Häusern lenkt. Sie sind niedrig und haben Lehmwände und Dächer aus Palmblättern. Er beschreibt außerdem eine kleine katholische Kirche. Auf dem Strand steht eine Baracke mit sechs alten Eisenkanonen, die auf einem schadhaften Fundament und verrotteten Fahrgestellen stehen. Dampier lenkt auch die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß die Kanonenöffnungen so stark abgenutzt sind, daß die Kanonen beim Schießen einen Lärm wie eine Muskete machen. Auf Wache sind nur wenige bewaffnete Männer. Dampier beteuert andererseits, daß das portugiesische Verteidigungssystem auf Bündnissen mit den Topasse beruht und innerhalb 24 Stunden in Lifau 500 oder 600 schwer bewaffnete Männer zusammengetrommelt werden können.

Ab dem 20. Februar 1702 ist Lifau Sitz der Regierung Timors. António Coelho Guerreiro (1702-05) besitzt das bedeutendste Amt: Gouverneur und Generalkapitän der Inseln Timor und Solor. Guerreiro war von Macau im Januar 1702 abgefahren. Er führte nur knapp 100 Soldaten, Militärausrüstung und das für die Verstärkung der Niederlassung Lifau Notwendige mit sich. Lifau besaß bis zu diesem Zeitpunkt kein Fort.

Im 18. Jahrhundert beschränkten sich die portugiesischen Niederlassungen vor der Verlegung der Hauptstadt nach Dili auf Küstenniederlassungen im Norden der Insel.

1756 wurde Maubara – bis dahin unter niederländischem Einfluß stehend – von den Portugiesen auf Initiative des Gouverneurs Manoel Doutel de Figueiredo Sarmento (1750-56) befestigt.

Karte der portugiesischen und niederländischen Niederlassungen auf Timor am Anfang des 19. Jahrhunderts

Karte der portugiesischen und niederländischen Niederlassungen auf Timor am Anfang des 19. Jahrhunderts

1759 – Der Gouverneur Vicento Ferreira de Carvalho verkauft Lifau an die Niederländer, vertreten durch den VOC-Agenten von Plüskow. Darauf erhebt sich die örtliche Bevölkerung (Topasse) gegen die Niederländer. Sie ermorden von Plüskow und die anderen Vertreter der VOC. 1760 ist Lifau wieder portugiesisch. Der neue Gouverneur ist Dionísio Gonçalves Rebelo Galvão, der das Amt bis 1766 bekleidet. Nach zwei Jahren Vakanz auf dem Posten des Gouverneurs wird 1768 António José Teles de Meneses (1768-75) ernannt.

11. August 1769 – Der Aufstand der Topasse gegen den portugiesischen Gouverneur läßt Teles de Meneses die Entscheidung treffen, Lifau zu verlassen. Die gesamte Niederlassung einschließlich der 1.200 Einwohner wird in Richtung Díli verschifft. Die Evakuierung erfolgte an Bord der portugiesischen Schiffe “São Vicente” und “Santa Rosa”, die von Macau eingetroffen waren. Nach der Aufgabe von Lifau wurde von der Gemeinschaft der Macassar, die sich in Lifau aufhielt, Pante Macassar gegründet.

Am 10. Oktober 1769 wird die Hauptstadt nach Díli verlegt. Schon in den ersten Tagen nach dem Umzug der Hauptstadt wird durch die Portugiesen das Vordringen ins Inselinnere vorangetrieben und entfernt sich damit von der eingefahrenen Praxis einer Kolonisierung, die sich lediglich auf den Küstenbereich beschränkt.

Am 22. September 1796 wird die Order vom Gouverneur João Baptista Vesquaim (1784-1800) gegeben, die erste richtige Festung aus Stein und Lehm in Díli zu bauen.

Der nachfolgende Gouverneur José Joaquim de Sousa (1800-04) in Díli stattet die Festung mit Kanonen verschiedenen Kalibers aus und reorganisiert das Heer in drei Kompanien: die Wachmannschaft, Festung São Francisco und São Doménico

Karte der portugiesischen Siedlungen und Zentren von den Briten in Timor besetzt zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts

Karte der portugiesischen Siedlungen und Zentren von den Briten in Timor besetzt zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts

1797 kündigt sich der erste britische Versuch einer Besetzung von Kupang an, der vom örtlichen Kommandanten der VOC – unterstützt von bewaffneten Sklaven – vereitelt wird. Nach der Abwehr eines weiteren Angriffs im Jahr 1810 wird Kupang im darauf folgenden Jahr von den Briten besetzt. 1812 wird auch Atapupo besetzt, das bis zu diesem Zeitpunkt nur nominell unter portugiesischer Kontrolle stand. Am 07. Oktober 1816 wird Kupang in der Folge des Wandels der politischen Situation und des wiederhergestellten Gleichgewichts in Europa an die Niederländer zurückgegeben, und Atapupo wird wieder an die Portugiesen herausgegeben. Die Erfahrung mit der VOC endete 1798 auf Grund des Konkurses der Handelsgesellschaft. Sie wird von der niederländischen Regierung zusammen mit allen Territorien und Rechten, die ihr vom Kap der Guten Hoffnung bis zur Magellan-Straße zustanden, übernommen.

Der neue niederländische Hauptmann Hazaert kommt in einem Versuch, den Gegensatz zu den Portugiesen zu verschärfen am 20. April 1818 mit 30 Soldaten nach Atapupo – nahe dem portugiesischen Fort von Batugadé – herunter, um niederländische Beuteflaggen gegen portugiesische einzutauschen. Mit zwei dicht aufeinander folgenden Verträgen vom 16. Mai und 20. November 1818 kommt Atapupo wieder unter portugiesischen Einfluß. Ab 1851 wird ein Fort in Lautém gebaut. Die einzigen weiteren Forts befinden sich in Díli, Batugadé und Manatuto.

20. April 1859 – Vertrag von Lissabon über die Aufteilung von Timor, Solor und Flores und kleinere Inseln Portugal wird die Enklave Oécussi zugestanden und den Niederlanden die Enklave Maucatar. Portugal tritt den Niederlanden seine Besitzungen auf Flores, Solor, Adonara und Alor ab und verzichtet auf den Einfluß, den Portugal seit 1814 auf Pantar ausgeübt hatte. Die Niederlande verzichten auf ihre Forderung auf Ataúro und treten die Distrikte Maubara und Noimuti an Portugal ab.

1904 schlägt ein neuer Vertrag den Übergang des Distrikts Noemuti an die Niederländer und den von Maucatar an die Portugiesen vor. Die Grenzen werden in Den Haag am 17. August 1916 ratifiziert. 1905 wird die Insel Ataúro von den Portugiesen militärisch besetzt.

BIBLIOGRAPHIE:

– Dampier, William “A continuation of a Voyage to New Holland”, James and John Knapton, London, 1729

– Gunn, Geoffrey “Timor Loro Sae:500 years”, Macao, Livros do Oriente 1999

– Hagerdal, Hans “Historical notes on the Topass leaders in Oecusse”, University of Vaxjo, Sweden

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